Der schwarze König Caspar

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Ihn nenne ich traditionell Caspar, am Münster hat er keinen Namen. Er ist der jüngste, der schwarze heilige Dreikönig. Die mündliche Überlieferung, die ja in der katholischen Kirche Offenbarungsträgerin ist, war sehr fleissig. Sie hatte alle Hände voll zu tun, bis sie ihn zusammen mit seinen Kollegen in seiner liebenswerten Einmaligkeit produziert hatte. Am Anfang standen oder knieten ungezählte Magier an der Krippe (Mt 2, 1-12). Irgendwann ergab es sich, dass es drei waren. Sie outeten sich als Könige, waren jung, mittelalterlich und alt. Sie kamen aus Afrika, Asien und Europa und wurden so auch dreifarbig. Damit wurde die Bibel korrigiert, die sie ja aus dem Osten gekommen sah und ihren Beruf eindeutig als Magier, persische Priester, bestimmt hatte. In späteren Jahren, lange nach ihrem Besuchsdienst, waren sie anscheinend noch oder wieder zusammen. Sie begegneten irgendwie und irgendwo dem Apostel Thomas, der sie taufte. Dann bekamen sie Stellen als Bischöfe und verstarben.  Das alles wissen wir aus apokryphen Evangelien und von diversen Kirchenvätern, also christlichen Schriftstellern der Spätantike.

Über die Dreifarbigkeit hatte man schon im Hochmittelalter spekuliert. Bis nach Freiburg hat sich das aber langsamer durchgesprochen. Deswegen war der schöne Mann, als er zwischen 1270 und 1290 geschaffen wurde, weiss. Sie haben ihn in das linke Gewände am Innenportal der Turmhalle gestellt. Schwarz angestrichen wurde er erst bei der von Fritz Geiges durchgeführten Renovation bzw. Ausmalung der Vorhalle in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. Damals bekamen die gesamten Vorhallenfiguren die Farben, die uns seit der 1999 bis 2004 durchgeführten Putzete vertraut sind. Seit dem Abstauben im Sommer 2018 leuchten sie noch fröhlicher, vor allem, wenn sie von der Nachmittagssonne beschienen sind, was aber nur denen auf der Nordseite passieren kann.

Die Miniatur des nächsten Wochenendes zeigt den König Melchior.

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